ANJA ALTENA
Osteopathie bei Verdauungsproblemen
Den Weg der Verdauung unterstützt die Osteopathie in all seinen Bereichen mit spezifisch sanften Techniken. Es handelt sich hier um ein hoch komplexes Zusammenspiel zwischen nervaler Rückkopplung an das Gehirn mit der Aktivierung von Drüsen, damit Organe überhaupt funktionieren, und der Elastizität von Gewebestrukturen.
Das Verdauungssystem beginnt mit der Nahrungsaufnahme über den Mund, dem Schluckakt über Kehlkopf und Speiseröhre, der Zerkleinerung im Magen, der Hinzuführung von Verdauungsenzymen- und -säften in den Zwölffingerdarm und der weiteren Verdauung im Dünn- und Dickdarm bis zur Ausscheidung über den Enddarm.
Auf diesem Weg gibt es physiologische Einengungen oder Öffnungen, die funktionell eingeschränkt sein können.
Kann das Kind nicht richtig schlucken und produziert nicht ausreichend Speichel, gelangt die Nahrung nur erschwert weiter in den Darm. Ursachen für diese Störungen können irritierte Hirnnerven sein infolge einer Kompression von Schädelknochen. Dies passiert immer wieder, wenn bei der Geburt Saugglocke oder Zange eingesetzt wurden oder das Baby im Geburtskanal länger feststeckte.
Der zerkleinerte Bissen gelangt über die Speiseröhre in den Magen. Auf diesem 25 cm langen Weg muss der Kehlkopf frei sein, damit der Bissen weiterrutscht, ebenso die Engstelle auf der Höhe des Aortenbogens und der Übergang zum Magen.
Im Magen ist die Magensäure für die weitere Nahrungsaufspaltung notwendig. Ein zu entspannter Mageneingang kann Sodbrennen erzeugen, ein zu fester Magenausgang den Druck im Magen und auch auf Herz und Zwerchfell erhöhen.
Der Zwölffingerdarm ist entscheidend für die Fettaufspaltung im Zusammenspiel mit den Verdauungsenzymen der Bauchspeicheldrüse und dem Gallensaft. So gelangt die Nahrung in den Dünndarm.
Unser Dünndarm zeigt in seiner Länge viele Windungen und ist aus mehreren Schichten aufgebaut. Eine bindegewebige äußere Epithelschicht ummantelt eine längs- und zirkulär ausgerichtete Muskelschicht. Diese schmiegt sich an die mehrschichtige Schleimhaut an, auch Mucosa genannt. Die Mucosa umkleidet die Darmzotten, die sich in das Darmlumen hineinstülpen. Bevor es zur Nahrungsaufnahme kommt, analysieren spezielle Hirnnerven unsere Nahrung und geben eine Rückmeldung an das Gehirn. Erst dann werden Proteine, Kohlenhydrate, Elektrolyte, Spurenelemente und Wasser resorbiert und über das Blut in unseren gesamten Organismus verteilt.
Eine weitere sehr wichtige Aufgabe des Dünndarms liegt in der Immunabwehr. Über 70% aller Immunglobuline liegen in der Mucosa. Ist sie geschwächt oder mangelversorgt, ist der Körper erhöht infektanfällig und reagiert auch überdimensional stark auf ganz normale Stoffe – eine Allergie kann entstehen.
Oft ist die Verbindung zwischen Dünn- und Dickdarm angeschwollen oder gereizt und bereitet dadurch auch gerne Bauchschmerzen. Der Dickdarm windet sich torförmig um den Dünndarm. Er entzieht dem Darminhalt Wasser und leitet ihn zum Enddarm weiter.
Ist dieser lange Weg der Nahrungsaufnahme frei, die spezifischen Gewebestrukturen elastisch, gut durchblutet und in Rückkopplung mit dem Gehirn über die Nerven versorgt, fühlt sich unser Körper wohl und stark.